Lomonossow

Lomonossow
I
Lomonọssow
 
[nach M. W. Lomonossow], bis 1948 Orani|enbaum, Stadt im Gebiet Leningrad, Russland, an der Südküste des Finnischen Meerbusens, 41 700 Einwohner; Seefahrtschule.
 
 
Lomonossow entstand um das Schloss Oranienbaum (1710-25, G. Schädel und G. M. Fontana) des Fürsten A. D. Menschikow. Hinzu kamen u. a. ein kleiner Palast Peters III. (1758-62) und das »Chinesische Palais« (1762-68, 2. Stockwerk bis 1852/53; heute Museum), beide erbaut von A. Rinaldi.
II
Lomonọssow,
 
Lomonọsov, Michail Wassiljewitsch, russischer Gelehrter und Dichter, * Denissowka (heute Lomonossowo, Gebiet Archangelsk) 19. 11. 1711, ✝ Sankt Petersburg 15. 4. 1765; Sohn eines Fischers, studierte, v. a. Naturwissenschaften und Philosophie, in Sankt Petersburg, Marburg (u. a. bei C. Wolff) und Freiberg. 1745 wurde er Professor für Chemie an der Akademie der Wissenschaften in Petersburg; trug entscheidend zur Gründung der Moskauer Universität bei. - Lomonossow machte sich als Naturwissenschaftler, angeregt von Wolff, L. Euler und D. Bernoulli, v. a. um die Entwicklung einer Chemie auf mathematischer und physikalischer Grundlage verdient. Er war Anhänger der atomistischen Theorie und kann als Vorläufer von A. L. de Lavoisier gelten. Lomonossow erklärte die Wärme durch Bewegung und Reibung der Stoffpartikel, bestimmte den Ausdehnungskoeffizienten der Luft und die Schmelzpunkte und Löslichkeiten von Salzen. Ferner wirkte er in der Geographie und Meteorologie für Russland bahnbrechend. Er errichtete u. a. eine Glasfabrik sowie das erste chemische Laboratorium Russlands.
 
Nachhaltige Wirkung hatten seine philologischen und stiltheoretischen Arbeiten. In dem Traktat »Predislovie o pol'ze knig cerkovnych v rossijskom jazyke« (1758) legte er die verschiedenen Stilarten auf Mischungsverhältnisse zwischen dem Russischen und dem Altkirchenslawischen fest und trug wesentlich zur Fixierung einer russischen Literatursprache bei, deren erste Grammatik er verfasste (»Rossijskaja grammatika«, 1757; deutsch »Russische Grammatik«). - In der Verslehre setzte Lomonossow in Weiterführung der Arbeit W. K. Trediakowskijs den syllabotonischen Versbau, v. a. nach deutschem Vorbild, durch (»Pis'mo o pravilach rossijskogo stichotvorstva«, entstanden 1739, herausgegeben 1778). - Lomonossow, ein Verfechter des aufgeklärten Absolutismus, verband als Dichter die Traditionen des Barock mit den poetischen Normen des Klassizismus. Er pflegte v. a. die Genres des »hohen Stils« (Ode, Prunkrede) sowie das Lehrgedicht; daneben schrieb er auch Tragödien (»Tamira i Selim«, 1750; »Demofont«, 1752) sowie das unvollendete Epos »Petr Velikij« (1760); verfasste auch historische Arbeiten, u. a. eine altrussische Geschichte (»Drevnjaja Rossijskaja istorija«, herausgegeben 1766).
 
Ausgaben: Polnoe sobranie sočinenij, 11 Bände (1950-83).
 
Ausgewählte Schriften, herausgegeben von H. Hösel und anderen, 2 Bände (1961).
 
 
B. N. Menshutkin: Russia's L., chemist, courtier, physicist, poet (a. d. Russ., Princeton, N. J., 1952);
 G. E. Pavlova u. A. S. Fedorov: M. V. L. 1711-1765 (Moskau 1986);
 
L. i russkaja literatura, hg. v. A. S. Kurilov (ebd. 1987).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Lomonossow und seine Bedeutung für die russische Schriftsprache und Literatur
 

Universal-Lexikon. 2012.

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